Autor: Jens Siegert
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Geschichtspolitik rund um den "Tag des Sieges": Tauwetter geht weiter, kleine Störmanöver eingeschlossen
Das geschichtspolitische Tauwetter in Russland hat sich auch rund um den heutigen „Tag des Sieges“ fortgesetzt. Außerlich sah die Feier martialisch mit der größten Militärparade seit dem Ende der Sowjetunion auf und über dem Roten Platz wie lange nicht mehr aus. Doch die begleitenden Handlungen und Erklärungen der russischen Staatsführung setzten den weicheren Kurs der…
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Medwedjew nennt Stalin einen Verbrecher und erklärt die Verurteilung seiner Verbrechen zur "Staatsideologie"
Der russische Präsident Dmitrij Medwedjew hat Stalins Taten in einem langen Interview mit der Tageszeitung Iswestija ein „Verbrechen gegen sein Volk“ genannt und deren Verurteilung zur russischen Staatsideologie erklärt. Gleichzeitig schränkte er Stalins Rolle beim Sieg über das nationalsozialistische Deutschland ein. Sie sei zwar, wie die anderer militärischer Führer auch, „wichtig“ gewesen, gewonnen aber hätte…
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Positionspapier: Für einen Neustart in der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland
Ein Gruppe von Organisationen aus EU-Ländern (darunter die Heinrich-Böll-Stiftung), hat ein Positionspapier unter dem Titel „For a New Start in Civil Society Cooperation with Russia“ veröffentlicht. Initiatoren dieser Erklärung waren der Europäische Austausch und der Deutsch-Russische Austausch. Die Unterzeichner rufen die EU und ihre Mitgliedstaaten auf, die Kooperationsmöglichkeiten für russische zivilgesellschaftliche Akteure zu vereinfachen und…
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Video-Interview mit Arsenij Roginskij, Vorsitzender von Memorial, International zu Katyn, den russisch-polnischen Beziehungen und russischer Geschichtspolitik
Arsenij Roginskij, Vorsitzender von Memorial, wurde, nach einigen innerrussischen Hin- und Her, zum gemeinsamen Gedenken der Premierminister Putin und Tusk an die 1940 auf Stalins Befehl ermordeten polnischen Soldaten eingeladen. Er war der einzige NGO-Vertreter dort am 7. April. In einem Videointernview erläutert er seine Beobachtungen und bewertet die Änderungen der staatlichen russischen Politik in…
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Erklärung russischer Menscherechtsgruppen gegen Stalin-Portratis in Moskau zum "Tag des Sieges" am 9. Mai
Der Moskauer Bürgermeister Jurij Luschkow beharrt darauf, zum „Tag des Sieges“ über das nationalsozialistische Deutschland am 9. Mai Portraits von Stalin in Moskau Straßen aufzuhängen. Stalin sei Oberbefehlshaber der Roten Armee im „Großen Vaterländischen Krieg“ gewesen, so Luschkow, und es sei somit eine Frage der „historischen Objektivität“, sein Bild neben die Bilder anderer zu hängen,…
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Russland, Katyn und der Tod von Lech Kaczynski
Der Absturz der polnischen Präsidentenmaschine bei Katyn, diesem Schicksalsort. Die neue polnische Tragödie. Der Tod so vieler, an herausragenden Stellen ihres Landes stehender Menschen ausgerechnet auf dem Weg zum Totengedenken, berührt viele Menschen in Russland tief. Das Entsetzen ist groß und das Mit-Leid aufrichtig. Das zeigt sich an den vielen Blumen an der polnischen Botschaft…
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Putin verurteilt in Katyn den stalinistischen Terror, will aber von einer Schuld des heutigen Russland nichts wissen
In diesem Blog wird Wladimir Putin selten gelobt. Heute muss das aber einmal sein, nicht rundum und für alles, was der russische Premierminister gestern (Mittwoch, 7. April) in Katyn und zu Stalin gesagt hat, aber für Einiges davon und vor allem für das, was er bisher nicht ausgesprochen hat. Putin verurteilte den stalinistischen Terror, auch…
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Andrzej-Wajda-Film "Katyn" im russischen Staatsfernsehen – über die Grenzen von historischer Scham und Reue in Russland heute
Nach zwei Jahren hat es Andrzej Wajdas Film „Katyn“ nun doch zu einem größeren russischen Publikum geschafft. Er wurde am Karfreitag Abend zu bester Fernsehzeit im staatlichen Fernsehkanal „Kultura“ gezeigt. Anschließend diskutierte eine Runde aus Politikern, Historikern und Filmemachern. Dieses Ereignis allein ist bemerkenswert. Es wurde dank einer schrittweisen Annäherung Polens und Russlands möglich, über…
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Anschläge und Demonstrationsfreiheit – Menschenrechtler gedenken anstatt zu demonstrieren
Am 31. eines jeden Monats, den der Kalender werden lässt, also sieben Mal im Jahr, wollen russische Oppositionelle für die Demonstrationsfreiheit in ihrem Land demonstrieren. Der Paragraph 31 der russischen Verfassung garantiert die Demonstrationsfreiheit. Das Bündnis ist offen und bunt. Es reicht von der Grand Dame der russischen Menschenrechtsbewegung Ludmila Alexejewa über Memorial bis zum…
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Nordkaukasus in Moskau – Anschläge in der Metro
Der Terror hat Moskau wieder erreicht. Schon im Herbst war er mit dem Anschlag auf den Schnellzug „Newskij Express“ er näher gekommen, aus dem Nordkaukasus hoch in den Waldaj etwa auf halber Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg. Nun wurden, nach nur knapp sechs offenbar täuschend ruhigen Jahren, eneut unschuldige Zivilisten, Menschen in der Metro,…