Autor: Jens Siegert

  • Alexej Balabanow, der so wunderbare Filme über Schmerz und Tod gemacht hat, wäre heute 60 Jahre alt geworden

    Heute vor 60 Jahren wurde der russische Filmregisseur Alexej Balabanow in Swerdlowsk (das heute wieder Jekaterinburg heißt) im Ural geboren. Wie der Moskauer Politologe Sergej Medwedjew schon vor einiger Zeit schrieb, war Balabanow ein „Pathologe der russischen Seele“, ja der „wichtigste russische Regisseur“. Obwohl Balabanow schon vor nun sechs Jahren, wie man so schön und…

  • Kant oder nicht Kant in Kaliningrad

    Seit 2005 trägt die Universität in Kaliningrad den Namen des Königsberger Philosophen Immanuel Kant. Damals feierte man den 750. Jahrestag der Gründung Königsbergs. Die Umbenennung fand in Anwesenheit von Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder statt. Freilich war es schon seinerzeit in Russland nicht so ganz unumstritten, was da eigentlich gefeiert werden soll. Denn…

  • Russland – kein Sommermärchen

    Vor knapp zehn Jahren, Dmitrij Medwedjew war Präsident unter Wladimir Putin, nahm ich an einer interessanten Übung teil. Etwa 30 Expertinnen und Experten aus Russland, der EU und den USA diskutierten auf Anregung des Moskauer Carnegie Zentrums ein Jahr lang über russische Entwicklungsszenarien. Zum Schluss blieben drei wahrscheinliche Varianten übrig: ein positives Szenarium, dass zu…

  • Mein Grund Nr. 76, Russland zu lieben: Weil es eine Erfindung und unser Spiegel ist

    Nationen neigen dazu zu tun als ob sie eine natürliche Sache seien. Von Natur aus gegeben, in der Natur ihrer Menschen eingeschrieben, maximal in irgendeiner fernen, kaum mehr erinnerten, mythischen Vergangenheit begründet. Das ist natürlich Unsinn. Das ist eine Erfindung. In Russland hat man sogar eine Tradition daraus gemacht, das Land immer wieder quasi aus…

  • 78. Grund: Weil Frauen in Russland das starke Geschlecht sind

    Russland ist auf den ersten Blick ein sehr männerdominiertes Land. Und auch sehr, wie man das heute nennt, traditionelles. Also ein Land, in dem die alten Männer- und Frauenrollen noch intakt sind. Männer scheinen das starke Geschlecht zu sein, Frauen das schwache. Und wenn man die Leute fragt, dann bestätigen die meisten genau dieses Bild.…

  • „111 Gründe, Russland zu lieben“ – Grund 1: Weil man das Land im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Vorurteil verstehen kann

    Am 1. September erscheint mein Buch 111 Gründe, Russland zu lieben. Von heute an werde ich in lockerer Folge einige der Gründe hier schon einmal vorab verraten. Als Appetitanreger. Ich fange mit dem 1. Grund an: Weil man das Land im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Vorurteil verstehen kann Auch in Deutschland wird gern der…

  • Warum ich ein Buch mit dem Titel „111 Gründe, Russland zu lieben“ geschrieben habe – das Vorwort

    Der erste und einfachste Grund ist, dass mir das der Berliner Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf angeboten hat. Dort erscheinen ganz viele Bücher mit diesem Titel: „111 Gründe, XXX zu lieben“, Fußball, Pilze, den Tatort oder eben auch ganze Länder. Der Titel ist also ein Markenzeichen des Verlags. Nach kurzem Nachdenken habe ich das Angebot angenommen. Warum,…

  • Warum es gut ist, dass es keinen WM-Boykott gibt

    Mitunter gibt es Situationen, in denen jede Entscheidung falsch zu sein scheint. So sieht es mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland aus. Es hätte viele gute Gründe gegeben, sie zu boykottieren. Nur einige: die Annexion der Krim; der anhaltende und von Russland geschürte, wenn nicht gar geführte Krieg in der Ostukraine; die russischen Bombardements in Syrien…

  • #MeToo, Leonid Slutzkij und der Untergang des Abendlandes

    Lange Zeit sah es so aus, als ob die #MeToo-Kampagne am neuen Russland abprallen würde. Zwar wurde in fast allen Medien ausführlich über den Weinstein-Skandal und #MeToo berichtet und in den sozialen Netzwerken heftig diskutiert, aber diejenigen, die mit den belästigten und vergewaltigten Frauen fühlten, blieben nur wenige. Es dominierte, besonders natürlich in den staatlichen…

  • Staatsversagen

    Unlängst hat Maxim Trudoljubow über die „Zwei Staaten des Wladimir Putin“ geschrieben (in leicht gekürzter Übersetzung auf Deutsch auch bei Dekoder zu finden). Paradoxerweise, so Trudoljobow, vertraue „der Staatsmann Putin dem gewöhnlichen Staat nicht“. Das ist eine erstaunliche Feststellung, ist doch Wladimir Putin 2000 mit dem Versprechen angetreten, den russischen Staat nach dem „Chaos der…