Schlagwort: Geschichte
-
Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ – 25 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion
Das Ende der Sowjetunion sei „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ gewesen, lautet eine berühmte, vielleicht die berühmteste Behauptung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Viele Menschen im Land hadern wie er damit, dass das russische Imperium in seiner letzten Form „Sowjetunion“ seit 25 Jahren der Geschichte angehört. Ende vorigen Jahres antworteten in einer Lewada-Umfrage…
-
Ein Blick in die Hölle – Memorial veröffentlicht fast 40.000 Namen von NKWD-Mitarbeiter/innen aus den Jahren 1935-1940
Am 23. November machte „Memorial“ eine Datenbank mit knapp 40.000 Namen von Mitarbeitern der sowjetischen Geheimpolizei NKWD aus den Jahren 1935 bis 1940 online zugänglich. Eigentlich nichts Ungewöhnliches und auch nichts Neues, denn diese Liste derer, die den Großen Terror 1937/38 durchgeführt und verwaltet haben, gab es bereits vorher auf CD oder konnte im Archiv…
-
Spendenaufruf „Memorial – eine Stimme des Rechts in Russland – ist bedroht“
Memorial und seine wichtige Arbeit ist ein ständiges Thema in diesem Blog. Wie bereits in hier und hier beschrieben, ist Memorial in großen Schwierigkeiten, nachdem nun auch die Netzwerkorganisation „Memorial International“ vom Justizministerium zum „ausländischen Agenten“ erklärt worden ist. Memorial braucht unsere Solidarität. Deshalb dieser Aufruf, dessen Original hier zu finden ist. Spendenaufruf „Memorial –…
-
Geschichtsdiskussionen als Politikersatz
Die zunehmende Verstaatlichung der Geschichte in Russland ist in diesen Notizen in den vergangenen Jahren immer wieder Thema gewesen. Vor drei Jahren schrieb ich darüber, wie der russische Staat komplizierte Geschichtserzählungen scheut und es lieber einfach haben möchte. Immer wieder postuliert Wladimir Putin, es könne „nur eine Wahrheit“ geben. Der russische Staat brauche eine „eindeutige…
-
Agenten
Dieser Text ist eine überarbeitete und erheblich erweiterte Version des Post „Memorial International und das Agentensein“ vom 9. Oktober und in den aktuellen Russland-Analysen erschienen. Anfang September und Anfang Oktober sind mit dem „Lewada-Zentrum“ und „Memorial International“ zwei der (auch und insbesondere international) angesehensten NGOs in Russland vom russischen Justizministerium zu „ausländischen Agenten“ erklärt worden.…
-
Interview mit der Körber-Stiftung zu NGOs als „ausländische Agenten“
Dieses Interview mit der Körber-Stiftung zum Thema „Was heißt es, ‚Ausländischer Agent‘ in Russland zu sein“. Das Originalinterview steht der Website der Körber-Stiftung. Die Körber-Stiftung und die Heinrich Böll Stiftung gehören beide zu den Förderern des Schülergeschichtswettbewerbs von Memorial „Der Mensch in der Geschichte – Russland im XX. Jahrhundert“. Körber-Stiftung: Bisher wurden rund 145 Nichtregierungsorganisationen…
-
Memorial International und das „Agentensein“
Was eigentlich schon an dem Tag Anfang September klar war, an dem gleichzeitig das Lewada-Zentrum vom russischen Justizministerium zum „ausländischen Agenten“ erklärt wurde und das gleiche Ministerium eine „Prüfung“ bei Memorial International begann, ob sie nicht auch „Agenten“ seien, ist seit einer Woche amtlich: Memorial International, älteste und engste Partnerin der Heinrich Böll Stiftung in…
-
Kränkung und Unschuld
Die Kränkung ist eines der stärksten menschlichen Gefühle. Der Psychologe Reinhard Haller bezeichnet sie in seinem Buch „Die Macht der Kränkung“ gar, mit Bezug auf Kain und Abel, als das „Urmotiv des Urverbrechens“. Niemand könne sich ihrer Macht entziehen, denn eine Kränkung sei „ein Generalangriff auf das gesamte ich“. Wer lebt, wird gekränkt. Und umgekehrt…
-
Arsenij Roginskij. Zum 70sten.
Es ist ein wenig seltsam, aber ich kann mich nicht genau erinnern, wie ich Arsenij kennen gelernt habe. Ich weiß nur noch, wann es gewesen sein muss: 1991 in Köln in der Heinrich Böll Stiftung, Unter Krahnenbäumen. Arsenij Roginskij war, zusammen mit Jelena Schemkowa und Oleg Orlow auf der legendären, von der Stiftung organisierten Gefängnistour…
-
Woher kommt der russische Antiamerikanismus?
Eine grundsätzliche Ablehnung der USA ist (welt-)weit verbreitet und hat (nicht zuletzt in Europa) lang zurückreichende historische Wurzeln. Die einfachste Erklärung ist die gleichzeitige Anziehungs- und Abstoßungskraft des aktuellen Welthegemons. Sie ist, jenseits jeder politischen Bewertung, sowohl psychologisch (am einen Pol) wie geopolitisch (am anderen Pol) erklärlich. Doch in manchen Ländern, in manchen Phasen verwandelt…