Was, zum Teufel, sucht Russland bei BRIC?

Voriges Wochenende verabschiedeten die Finanzminister der BRIC-Staaten (als Forderung an den sogenannten G-20-Gipfel zur Weltwirtschaftskrise in London Abnfang April) erstmals eine gemeinsame Resolution. Darin fordern sie mehr Mitsprache bei den internationalen Finanzinstitutionen wie IWF und Weltbank, ja in der Weltwirtschaft insgesamt. Eine grundlegende Reform soll her, als deren Ergebnis die BRIC-Staaten jedenfalls mehr zu sagen haben wollen – zu Ungunsten der bisherigen Master of the World Economic Universe. Zur Erinnerung: Hinter BRIC verbergen sich Brasilien, Russland, Indien und China. Auf den ersten Blick scheint diese Verbindung sinnvoll: vier wirtschaftlich aufstrebende Länder, die allein wegen ihrer schieren Größe das Zeug haben, irgendwann im Konzert der ganz Großen und Mächtigen mitzuspielen.

Doch beim näheren Hinschauen, frage ich mich: Was hat Russland da zu suchen? Meine Antwort: Putin hat überragende Münchhausensche Fähigkeiten. Wie kommt es sonst, dass er es in weniger als einem Jahrzehnt (zugegebener maßen mit einer nie dagewesenen Rohstoffhausse) geschafft hat ein marodes und zerfallendes Imperiums in ein Mitglied im Club der Jungen und Kräftigen umzulügen. Und das mit den Jungen und Kärftigen ist fast wörtlich so gemeint. Allein der Blick auf die demographischen Prognosen (und die sind viel zuverlässige als wirtschaftliche oder politische), zeigt den fundamentalen Unterschied. Während in Indien, China und Brasilien die Bevölkerung wächst und die Bevölkerungspyramide einen „jungen“ Bauch zeigt, weist sie Russland als Europa aus, als ganz altes Europa. Während China mit der Ein-Kind-Politik zumindest in den Städten mehr oder weniger erfolgreich die Geburtenrate drückt, versucht die russische Regierung seit einiger Zeit mit einer patriarchalisch-patriotischen Kampagne Frauen die “ nationale Pflicht“ einzureden, wieder öfter zu gebären. Bei der Geburtenrate liegt Russland selbst im wenig gebärfreudigen Europa ganz hinten, in einer Gruppe mit Deutschland und Italien.

Es ist also nichts Jung-Dynamisches, das Russland zu BRIC gesellt, keine langfristiger Trend, wie der Aufstieg der anderen drei, sondern eine zeitweilige Allianz. Brasilien, China und Indien wollen nach oben und streben nun auch aktiv mehr politischen Enfluss an. Russland möchte, nach dem tiefen machtpolitischen Fall, ein Stück der alten Herrlichkeit zurück. Doch schon die Wirtschaftskrise zeigt, dass dazu der lange Atem feheln könnte.

 

 


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