SMS von Medwedjew

Heute ging in Südkorea die Biathlon-Weltmeisterschaft zu Ende. Russland ist eine Biathlon-Weltmacht (neben Deutschland und Norwegen). Begonnen hatte alles für die Russen denkbar schlecht. Drei ihrer besten AthletInnen waren schon vor Beginn der WM wegen Dopings disqualifiziert worden. Sie werden wohl eine mehrjährigen Sperre erhalten. Soweit, so gut. Nicht-russische BiathletInnen wunderten sich, dass der Dopingskandal in der russischen Mannschaft offenbar die Stimmung nicht trübte. Das mag daran liegen, dass Doping in Russland noch immer Skandal nur ist, weil die SportlerInnen, FunktionärInnen und ÄrztInnen so dumm waren, sich erwischen zu lassen. Das macht einen schlechten Eindruck und ist unprofessionell. Ansonsten ist es eher wie in der Politik: Wenn Du nicht betrügst, tuns die anderen und Du verlierst. So etwa sehen viele Russen die Welt. Kaum jemand glaubt hierzulande, dass zum Beispiel die schnellen Deutschen, die immer nur verlieren, weil sie am Schießstand so sehr zittern, aber durch die Loipe (so hieß früher mal das, was heute eher einer Schlittschubahn gleicht) fegen, als sei der Leibhaftige hinter ihnen, ohne kleinere oder größere verbotene Mittelchen (!) auskommen. Die russische Welt ist eine Art darwinistisches Testfeld (was im Darwin-Jubiläumsjahr ja gut passt), in der nur der Stärkste, Listigste, Ruchloseste überlebt (oder gewinnt).

Aus dieser Sicht ist Gejammer über das Doping der anderen zumindest unaufrichtig, eigentlich sogar, im Sinne fairen sportlichen Wettkampfs, unantändig. Konsequent, dass ein schwedischer Biathlet, der auf seiner Website die russischen Doper „Idioten“ nannte, mit Todesdrohungen aus Russland bedacht wurde, sollte er sich beim Weltcupfinale in der Weltgaszentrale Chanty-Mansijsk auf russischem Boden zeigen. Das nun wiederum ging dem momentan wieder ein wenig liberalisierenden Präsidenten Dmitrij Medwedjew zu weit. Per SMS versicherte er dem schwedischen Sportler seines persönlichen Schutzes. Wer sich das nun wieder alles ausgedacht hat?


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