Schlagwort: Kaukasus

  • Widersprüche im System

    Das erste Ziel, das sich der neue Präsident Wladimir Putin im Jahr 2000 öffentlich stellte, war die „Wiederherstellung der Machtvertikale“. Man hätte das auch weniger martialisch ausdrücken und schlichter davon sprechen können, die Funktionsfähigkeit des russischen Staates wiederherzustellen. Sie hatte in den 1990er Jahren unter Präsident Jelzin aufgrund der tiefen Wirtschaftskrise und des fundamentalen Umbaus…

  • Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ – 25 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion

    Das Ende der Sowjetunion sei „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ gewesen, lautet eine berühmte, vielleicht die berühmteste Behauptung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Viele Menschen im Land hadern wie er damit, dass das russische Imperium in seiner letzten Form „Sowjetunion“ seit 25 Jahren der Geschichte angehört. Ende vorigen Jahres antworteten in einer Lewada-Umfrage…

  • Russland und die Türkei – nach dem Abschuss des russischen SU-24-Bombers

    Im russischen (Staats)Fernsehen wird der türkische Präsident Erdoğan seit dem Abschuss des russischen SU-24-Bombers vorige Woche so richtig fertig gemacht. Der wolle nur seine persönliche Macht ausweiten. Dazu lasse er die Verfassung ändern, manipuliere die Geschichte, unterdrücke die Opposition und höhle die demokratischen Institute aus. Außerdem sei seine Herrschaft nepotistisch und korrupt. Der Nachrichtenkanal Rossija-24…

  • Kascha. Oder: Am Anfang war die Sowjetunion

    Am Anfang war die große Sowjetunion. So ungefähr muss eine – zugegeben etwas polemische – Beschreibung des Gedankenbreis beginnen, der gegenwärtig in den Köpfen vieler Menschen in Russland herumschwappt. Wie oft, wenn man das Heute verstehen will, hilft auch hier ein Blick zurück. Der sowjetische Dissident und Schriftsteller Alexander Sinowjew beschrieb 1978 im gleichnamigen Roman…

  • Feudalismus im Vielvölkerstaat – ein paar Gedanken zur Nationalitätenpolitik in Russland

    Mit dem Zweiten Tschetschenienkrieg begann Ende August 1999 der rasante Aufstieg Wladimir Putins. Dieser Aufstieg war auch möglich, weil sich Putin einer der größten Ängste vieler Menschen in Russland annahm: der Angst, das neue Russland könne, der Sowjetunion folgend, weiter auseinander fallen. Der Unabhängigkeitsdrang der Tschetschenen hatte in den 1990er Jahren ja gezeigt, dass das…

  • Der (un)gelenkte Imam

    In der Nacht zum und am Morgen des 4. Dezembers vorigen Jahres, dem Tag der „Rede zur Lage der Nation“ von Präsident Wladimir Putin in Moskau vor beiden Parlamentskammern, kam der sichtbare Terror zurück nach Grosny. Eine Gruppe islamistischer Rebellen überfiel das Stadtzentrum, 14 Polizisten wurden getötet, mehrere Dutzend verletzt. Das war der erste größere…

  • Jenseits von Sotschi – was unterhalb des olympischen Aufmerksamkeitsschirms bleibt

    Vorige Woche habe ich in diesem Blog darüber geschrieben, dass die Olympischen Spiele in Sotschi für Wladimir Putin noch immer zu einem Erfolg werden können. Dazu tragen vor allem die niedrigen Erwartungen bei, die Enttäuschungen unwahrscheinlich machen. Das gilt vor allem für die Stimmung im Land selbst und ist durch eine Umfrage des Levada-Zentrums gut…

  • Putins Sotschi: vom Erschaffen, vom Pech und den Chancen für einen guten Ausgang

    Irgendwie hat Wladimir Putin schlicht Pech gehabt. Woher hätte er auch 2007, vor allen Finanz- und sonstigen Krisen, wissen sollen, dass er sich 2012/2013 um seine Macht in Russland sorgen muss? Dass er zur Machtsicherung den Weg einer Re-Ideologisierung der russischen Innenpolitik wählen würde (zu wählen gezwungen sein würde). Dass seine gut geölte Gesetzeserfindungsmaschine ein…

  • Sotschi im Schnelldurchgang: Prestige, Selbstvergewisserung, Korruption, Wiktor Jerofejew und der Weißmeerkanal

    Die Olympischen Winterspiele in Sotschi beginnen in weniger als einem Vierteljahr, also sehr bald. Und dieser Blog hat sie noch nicht zum Thema gehabt. Wohl ein Versäumnis. Wenn ich so nachdenke, liegt das aber eher daran, dass mir dazu zu viel einfällt als zu wenig. Man könnte über Sotschi und die Korruption schreiben. Über Sotschi…

  • Der „Russische Marsch“, Nawalnyj und die (liberale) Opposition

    In Moskau findet heute, am 4. November, wie seit 2005 jedes Jahr, ein sogenannter „Russischer Marsch“ statt. Dazu rufen angesichts des staatlichen „Tags der Einheit des Volkes“ zahlreiche oppositionelle russisch-nationalistische Gruppen auf. Putin hatte den 4. November Mitte der  2000er Jahre eigentlich ausgegraben, um den 7. November, den Jahrestag der Oktoberrevolution, zu ersetzen. Doch die…